So ticken Jungs und Mädels: Neusässer Oberstufentheater beschäftigt sich mit Geschlechterklischees und Vorurteilen. Das ist lustig, aber auch ernst.
„Wer bin ich?“, „Wie soll ich mich verhalten?“, „In welche Richtung möchte ich mich entwickeln?“ Das alles sind Fragen, die Jugendliche beschäftigen. Dabei geht es oft auch um Erwartungen und Rollen, in die junge Menschen hineingedrückt werden. Das Theaterstück „Was ist Tschänder?“ der Oberstufentheatergruppe Wahn&Sinn vom Justus-von-Liebig Gymnasium Neusäß [unter der Leitung von Lehrkraft Heike Mössinger] beschäftigt sich mit genau diesen Fragen und geht dabei mit Humor auf Klischees über das jeweils andere Geschlecht ein.
Die Grundlage des Stücks sind ein Mädchen und ein Junge (hervorragend gespielt von Annika Fendt und Tim Olbrich), die sich miteinander unterhalten. Dabei kommen sie in eine Diskussion über Geschlechterrollen und die Entwicklung von Vorurteilen. Gemeinsam sehen sie sich Alltagsszenen an, in denen Stereotypen wie „der Macho“, „der Streber“ und „die Tussi“ auftreten. Sie zeigen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, Konfliktsituationen und Rollen, die Jungen und Mädchen in der Gesellschaft zu erfüllen haben. Das ist überspitzt, aber auch sehr anschaulich. Im Hinterkopf hört man dabei oft die Stimme, die vorgibt wie man möglichst cool rüberkommt. Dabei steht auch immer die eigene Entwicklung im Vordergrund.
Während typische Vorurteile wie „Jungs sind unromantisch und Mädchen reden zu viel“ auf unterhaltsame Art und Weise in das Stück eingebaut sind, spielen auch ernstere Dinge wie Homosexualität und die Probleme von Frauen und Männern miteinander und im Alltag eine Rolle.
Die Idee für das Theaterstück kam von der Lehrerin Heike Mössinger. Die Szenen haben die Elftklässler selbst erarbeitet. Seit September haben die Schüler an dem Stück getüftelt. Dabei hatten sie unter anderem Hilfe von einer Pädagogik-Dozentin der Universität Augsburg. Tim Olbrich, der die männliche Hauptrolle spielt, erzählt: „Jeder hat sich eine Situation ausgedacht, und dann haben alle ihre Ideen eingebracht.“ Dabei entstanden viele lustige Szenen, aber auch welche, die zum Nachdenken anregen.
Annika Fendt, die weibliche Hauptdarstellerin, sagt: „Man wird im Alltag ja immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert. Deswegen kann man die Szenen aus dem Stück auch immer irgendwie auf sich selbst übertragen.“ Auch die zum Stück passende Musik wurde von Schülern gestaltet. „Ich habe fast nichts anderes mehr gemacht. Aber am Ende hat es gut gepasst“, sagt Max Olbrich, der die musikalische Untermalung am Computer zusammengestellt hat.
Das Stück ist schon jetzt ein voller Erfolg. Alle drei Vorstellungen in dieser und der nächsten Woche sind ausverkauft. Somit hat es sich auch für die Teilnehmer gelohnt.
(Lena Hensel, Augsburger-Allgemeine: http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg-land/So-ticken-Jungs-und-Maedels-id30557607.html / Foto: Lena Hensel)