Am 30. April 2024 wurde vom Jungen Theater Augsburg das Stück „Tacheles” für die Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufe gespielt. Ein besonderer Dank geht an das Bistum Augsburg, das uns für die Aufführung den Pfarrsaal von St. Ägidius überlassen hat.
„Tacheles” ist ein mobiles Theaterstück zur Prävention von Antisemitismus. Es basiert auf Recherchematerial, autobiografischen Erlebnissen und O-Tönen junger Jüdinnen und Juden.
Paul, Kinan und Irina leben zusammen in einer WG. Paul ist in Deutschland in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen, Kinan hat seine ersten Lebensjahre in Syrien bei seiner muslimischen Familie verbracht und Irina ist als Jüdin in Russland geboren.
Am Morgen nach einer WG-Party ist Irina verschwunden. Paul und Kinan rätseln, wo sie sein könnte: Beim Fußballtraining? Beim Schabbat-Feiern mit ihrer Familie? Fühlt sie sich beleidigt, weil jemand auf der Party schlechten Gangsta-Rap aufgelegt hat?
In verschiedenen Szenarien, direkter Rede und Faktenchecks bringen Paul und Kinan dem Publikum Irinas Leben und Erfahrungen näher.
Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass Irina bei ihren Fußballspielen im Verein Makkabi mehrfach beleidigt wurde. Der Verein besteht seit gut 100 Jahren, war während der NS-Zeit verboten, ein Drittel der Mitglieder sind Juden. Bei 70 Prozent der Spiele kommt es zu antisemitischen Übergriffen.
Der Antisemitismus ist (wieder) da. Er war nie weg. Er geht aus von Rechtsradikalen und von Linksradikalen, kommt auch aus der Mitte der Gesellschaft, von Christen oder Muslimen.
Was ist mit Irina passiert? Ist sie Opfer eines antisemitischen Angriffs geworden? Man weiß es nicht, aber die Möglichkeit besteht. Und das ist das Schlimme.
In Workshops, die vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales finanziert wurden, reflektierten die Jugendlichen zusammen mit Theaterpädagoginnen das Stück. Sie setzten sich mit Vielfalt als wertvollem Bestandteil unserer demokratischen Gesellschaft ebenso auseinander wie mit Zivilcourage als möglichem Umgang mit antisemitischen Vorfällen.
Manuela Weber