Weibliche Verführungen aus aller Welt: Haus der Kulturen zeigt 300 Frauenskulpturen von der Urzeit bis zur Gegenwart
Mutter, Gattin, Fruchtbarkeitssymbol – schon sehr frühe Plastiken aus der Menschheitsgeschichte bezeugen die göttliche Verehrung, die dem schönen Geschlecht seit jeher zuteilgeworden ist. Von der urzeitlichen Venus von Willendorf bis hin zu den abstrakten Darstellungen der zeitgenössischen Künstler war es allerdings ein weiter Weg, den die Weiblichkeit mit ihren charakteristischen Wesenszügen und Körperformen beschritten hatte. Im Haus der Kulturen wird nun im Rahmen der Diedorfer Kulturmeile am Freitag, 3. Oktober, die Jahresausstellung „Die Frau“ eröffnet.
Ganze 300 figürliche Darstellungen werden hier zu sehen sein, die der femininen Seite der Kunst einen Stellenwert verleihen, der sich weit über die Grenzen von Kulturen und Epochen hinaus erstreckt. Die beeindruckenden Exponate hat Ausstellungsmacher Michael Stöhr [Kunstlehrer am Justus-von-Liebig-Gymnasium Neusäß] innerhalb von 30 Jahren eigenhändig aufgestöbert und ist dafür um die ganze Welt gereist. Dank dieser Arbeit kann man nun den ganzen Zauber fremder Völker und Kulturen in Form und Farbe nacherleben: seltene Ahnenfiguren aus Afrika, Marionetten aus Mali oder Kultfiguren aus Kolumbien. „Wir waren überall unterwegs“, erinnert sich Stöhr. „In Papua-Neuguinea bin ich sogar in Stammeskämpfe hineingeraten!“
Die üppigen Formen des Fruchtbarkeitskultes vereinen sich raumübergreifend mit liebevoll gekleideten Inka-Püppchen und schlanken Plastiken der klassischen Moderne. Russische Babuschkas dürfen ebenso wenig fehlen wie kleine bunte Meerjungfrauen oder die männerverschlingende Göttin Kali.
Zentrum der Ausstellung bilden schließlich die raumbeherrschenden Aktfiguren des Adelsrieder Künstlers Hans Malzer, welche sich in Lebensgröße den afrikanischen Frauen widmen – Hirsestampferinnen aus der Elfenbeinküste oder pfahlförmige Wesen vom legendären Volk der Dogon aus Mali. Andere Holzfiguren zeigen die Lebensstationen der Geburt, der Kinderpflege und der alltäglichen Arbeitswelt.
Mit diesem außergewöhnlichen Ausstellungskonzept vermag es das Haus der Kulturen in betörender Weise fremde Welten, heimatliches Brauchtum und moderne Kunst in einen harmonischen Einklang zu bringen. Ausstellungsmacher Michael Stöhr freut sich über das beeindruckende Ergebnis seiner jahrzehntelangen Sammlerarbeit: „Mit den etwa 300 Stücken wird ein breites Nebeneinander in der Formensprache unterschiedlichster Kulturen aus allen Kontinenten möglich.“ Und auch die Kinder werden sich wohlfühlen, sieht es hier doch fast so aus wie im Film „Nachts im Museum“. Und was für die Kleinen sicherlich besonders spannend ist, erzählt Stöhr mit einem glücklichen Lächeln: „Bei uns darf man alles anfassen und alles aufsetzen!“
„Die Frau“ im Haus der Kulturen wird im Rahmen der Diedorfer Kulturmeile am 3. Oktober um 14 Uhr eröffnet. Späteren Terminen kann diese werktags ab 18 Uhr unter Führung des Organisators besucht werden (Telefon 08238/60245). Einzelpreis acht Euro. Weitere Besuchszeiten können unter Telefonnummer 0821/991740 oder 08238/967021 vereinbart werden.