Als Belohnung für besonders gute Leistungen bekamen die Klassen- und Kursbesten wie jedes Jahr vom Förderverein einen Ausflug spendiert. Dieses Jahr war unser Ziel Ingolstadt.
Zuerst hatten wir eine Stadtführung. Zwei Schauspieler brachten uns in faszinierend anschaulicher Weise die Rolle näher, die Jesuiten und Illuminaten in Ingolstadt spielten. Nachdem wir absolute Geheimhaltung versprochen hatten 😉, führte uns „Aristoteles“ (so der Geheimbundname unseres Führers innerhalb des Illuminatenordens) an verschiedene historische Schauplätze. Am Kirchenportal wurden wir Zeuge, wie Martin Luther im Jahre 1517 95 Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg nagelte und damit die Reformation in Gang setzte. Wir trafen auch Johannes Eck, den Martin Luther verächtlich „die Sau von Ingolstadt“ nannte, da er vehement die reformatorischen Bestrebungen Luthers bekämpfte. Allerdings war es auch Johannes Eck, der ideengebend für viele im Trienter Konzil umgesetzten Reformationen innerhalb der katholischen Kirche war und maßgeblich zur Abschaffung des von Tetzel betriebenen Ablasshandels beitrug.
Die 1472 gegründete Universität (die erste bayerische Universität überhaupt) war von der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts an fest in der Hand jesuitischer Professoren – bis zur Aufhebung des Ordens anno 1773. Einer von vielen bedeutenden Professoren war der Jesuit Christoph Schreiner, der im Jahre 1611 die Sonnenflecken entdeckte.
Ein anderer ingolstädter Professor, Adam Weißhaupt stand als überzeugter Aufklärer der jesuitischen Denkweise kritisch gegenüber und gründete – auch mit der Organisation der Londoner Freimaurerloge unzufrieden – im Jahre 1776 den Illuminatenorden. Weißhaupts Ziel war es, Kirche und Staat im Sinne der Aufklärung umzuformen. Größere Bekanntheit v.a. auch unter norddeutschem Adel gewann der Orden durch Adolph Freiherr von Knigge, der dem Orden im Jahre 1780 beitrat. Auch Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder und Johann Heinrich Pestalozzi waren Mitglieder des Ordens.
Mit dem Verbot des Ordens durch Kurfürst Karl Albrecht im Jahre 1785 fand der Orden faktisch sein Ende, erfuhr jedoch durch die strenge Verfolgung seiner Mitglieder paradoxerweise nochmals größere Bekanntheit in Deutschland.
Obwohl der Orden zu seiner Blütezeit wohl 1000 bis 1500 Mitglieder zählte, ist sein damaliger Einfluss auf Politik und Kirche wohl eher gering einzuschätzen. Für eine Existenz des Ordens in heutiger Zeit gibt es keine Beweise. Die angeblichen Machenschaften, die Dan Brown in seinem anno 2000 erschienenen Roman Illuminati (Originaltitel Angels & Demons) den Illuminaten zuschreibt, sind Fiktion.
Nach einem kurzen Besuch in der prächtigen Asamkirche erlebten wir am Nachmittag state-of-the-art Technik im ingolstädter Werk des Automobilkonzerns Audi. Führungen durch den Karosseriebau und die Endmontage von Autos gaben uns einen Eingblick in Teilbereiche des 40.000 Mitarbeiter umfassenden Unternehmens, das auf 200 Hektar Betriebsgelände täglich 2000 Autos produziert.
Etwas erschöpft, aber beeindruckt von Stadtführung und Autoherstellung kehrten wir wieder nach Neusäß zurück.
Wir danken den Schauspielern der Stadtführung, den Führern bei Audi, dem Busfahrer und Herrn OStR Rainer Braun für die Begleitung. (Elisabeth Dempf)