„El agua es vida” – der Kampf für ein Allgemeines Wassergesetz in El Salvador

Wie steht es um das Menschenrecht Wasser in El Salvador? Auf diese Frage gab der Rechtsanwalt Omar Flores Spanischlernern der 10. Jahrgangsstufe und der Oberstufe eine ausführliche Antwort. Flores leitet bei der Menschenrechtsorganisation FESPAD die Abteilung für wirtschaftliche, soziale und kulturellen Rechte und kämpft seit Jahren darum, die vorhandenen Wasserressourcen in dem mittelamerikanischen Land nachhaltig zu nutzen und Privatisierungen zu verhindern.

Im regenreichen El Salvador ist sauberes Trinkwasser paradoxerweise ein knappes Gut. Die Gründe dafür sind vielfältig: Der Bergbau, insbesondere der Metallbergbau ist für große Teile der Verschmutzung des Oberflächenwassers verantwortlich. Ebenso nimmt Flores die Großkonzerne in die Pflicht – mehr als die Hälfte des im Land verfügbaren Trinkwassers würden durch industrielle Landwirtschaft und große Firmen entnommen. Durch ein Absinken des Grundwasserspiegels ist in der Folge die Versorgung vor allem ländlicher Gebiete nicht mehr sichergestellt. Vor dem Hintergrund einer hohen Bevölkerungsdichte seien illegale Abholzungen, nicht vorhandene Flächennutzungspläne, mangelnde Klärung des Wassers, Ferienanlagen für Luxustouristen, Freizeiteinrichtungen für die Oberschicht sowie unzureichende Berücksichtigung von Wasserschutzgebieten zudem Gründe dafür, dass ein großer Teil der salvadorianischen Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hätte. Eine weitere, nicht zu unterschätzende Bedrohung sieht Flores in der drohenden Privatisierung des Wassernetzes: mit Hilfe eines Zusammenschlusses mehrerer Organisationen zu einer „Alianza Nacional Contra la Privatización del Agua“ und hohem Interesse der Bevölkerung konnte in Suchitoto, einer kleinen Gemeinde im Norden El Salvadors erreicht werden, dass in einer Bürgerbefragung die Mehrheit der Wahlberechtigten dafür stimmte, Wasser als Gemeingut anzuerkennen und somit Politiker zum Handeln zwingt – für Flores ein positives Beispiel dafür, wie man der Problematik auch auf nationaler Ebene begegnen könnte.

Für die Schüler bot der von der Werkstatt Solidarische Welt initiierte Vortrag nicht nur die Möglichkeit, mit einem spanischsprachigen Muttersprachler ins Gespräch zu kommen, sondern auch Gelegenheit, in eine Thematik einzutauchen, die für Deutschland nicht weniger relevant ist.

Andreas Seitel und Katharina Hillenbrand für die Fachschaft Spanisch

Fotos: Hillenbrand