Krieg, Flüchtlingspolitik, Integration und Abschiebungen – all das sind Begriffe, die uns vor allem seit Beginn der Flüchtlingskrise 2015 quasi täglich begegnen und auch in der Politik eine große Rolle spielen. Doch diese Themen sind nicht nur ein Problem der heutigen Zeit, sondern auch im Laufe der Vergangenheit gab es immer wieder geschichtliche Ereignisse, die Vertreibungen und Flucht unzähliger Menschen – sogar ganzer Völker – zur Folge hatten. Um den Schülern einige dieser vergangenen, aber auch aktuelle Geschehnisse näher zu bringen, veranstalteten Alexandra Kloos, Anna-Lena Vöhringer, Maximilian Löhlein und Robert Heilmann als Teilnehmer des P-Seminars Geschichte mit Frau Höhnle einen Vortrag zu dem Thema: Flucht und Vertreibung – früher und heute.
Hierfür haben wir die zwei 75-jährigen Zeitzeugen Herrn Sturm und Herrn Gottwald eingeladen, die von der Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetenland erzählten und zudem den 28- jährigen Herrn Al Husseini, der über seine Flucht aus Syrien berichtete. Die Veranstaltung, die am 25.06. in der kleinen Aula mit dem Geschichts-Kurs von Frau Höhnle stattfand, begann nach einer kurzen Begrüßung durch Frau Höhnle mit der Einführung zum Sudetenland durch Herrn Gottwald, der 1945 als Zweijähriger mit seiner Familie aus dem Sudetenland abtransportiert und in Bayern von einer Bauernfamilie aufgenommen wurde. Dort hatten sie nur einen Raum als Wohnbereich zur Verfügung und wurden nicht sehr gut behandelt, doch nach fünf Jahren konnten sie den Ort wieder verlassen und auch der Vater kehrte glücklicherweise aus der Kriegsgefangenschaft zu seiner Familie zurück.
Herr Sturm, ehemaliger Lehrer unserer Schule, war gerade mal ein Jahr alt, als die Rote Armee am 05.05.1945 in Kaaden einzog und die Familie das Haus verlassen musste und in ein Flüchtlingsaufnahmelager transportiert wurde. Nachdem sie mit DDT desinfiziert worden waren, wurden sie auf die Wülzburg, ein großes Flüchtlingslager, gebracht und dort einem Ort zugeteilt. Nach der Rückkehr des Vaters aus jugoslawischer Kriegsgefangenschaft 1949 zogen sie dann nach Augsburg.
Herr Al Husseini ist gelernter Apotheker aus Damaskus in Syrien. Bis er seine Aufenthaltsberechtigung für Deutschland im Jahre 2015 bekam, war es ein sehr langer und gefährlicher Weg: mit Bus, Boot, im LKW zusammengepfercht oder auch stundenlang zu Fuß über die Türkei, Griechenland, Makedonien, Serbien und Ungarn bis nach Deutschland. Mittlerweile hat er in mehreren Kursen Deutsch gelernt, eine Wohnung und erfolgreich Arbeit gefunden. Dennoch möchte er, wenn der Krieg vorbei ist, zurück nach Syrien zu seiner Familie. Wir wünschen ihm viel Glück und weiterhin alles Gute!
Alexandra Kloos und Anna-Lena Vöhringer