Die Kunsterzieher des Justus-von-Liebig-Gymnasiums Neusäß stellen erstmals ihre eigenen Arbeiten aus. Damit wollen sie auch ihre Schüler für eine kunstpädagogische Laufbahn begeistern.
Normalerweise ist es ja so, dass Lehrer die Arbeiten ihrer Schüler bewerten. Doch am Justus von Liebig-Gymnasium in Neusäß wurde jetzt der Spieß umgedreht: Die Wände sind nun voll behangen mit den Arbeiten der Kunsterzieher der Schule. „Es ist mutig und sehr löblich, eigene Arbeiten so offen zu zeigen“, sagte Prof. Dr. Johannes Kirschenmann von der Akademie der Bildenden Künste in München, der zur Ausstellungseröffnung einen Vortrag für die Schüler der zehnten und elften Klassen hielt. Damit warb er gleichzeitig für das Lehramtsstudium des Faches Kunst an bayerischen Gymnasien.
Rainer Braun, langjähriger Kunstlehrer am Gymnasium, sagt: „Dieses Jahr gibt es ganze sechs Lehrer in der Fachschaft Kunst. Das ist so viel wie noch nie.“ Deshalb hatten sie die Idee, Schüler für das Studium Kunstpädagogik anzuwerben und dadurch auch die Besonderheit, dass es ausnahmsweise ausreichend Kunsterzieher an einer Schule gibt, zu zelebrieren.
Die Werke sind teilweise extra für die Ausstellung angefertigt, der Großteil entstand aber schon im Voraus, ohne Hinblick auf dieses Event. Die Überwindung, eigene Bilder oder Skulpturen hier auszustellen, falle einigen bestimmt schwer, so Bauer. „Anfangs hatten manche auch gar keine Lust.“
Einige Arbeiten erzählen eine Geschichte. So auch das Bild von Kunstlehrerin Barbara Wohlfahrt. Zum 50-jährigen Jubiläum der Schule hatte sie die Idee, so viele Schüler wie möglich auf einem einzigen Bild zu verewigen. Beim Sommerfest forderte sie deshalb etwa 700 Schüler dazu auf, ihren Fingerabdruck in einer beliebigen Farbe auf dem Papier zu hinterlassen. Jetzt hängt das farbenfrohe Bild in der Ausstellung. „Die Kinder hatten tolle Ideen und viel Spaß dabei“, sagt Wohlfahrt.
Das ist auch das Ziel der Veranstaltung, zu zeigen, welche Vorteile Kunstpädagogik haben kann und dass sich Kunst und Freude schnell verbinden lassen. Das zeigt der Werdegang von Kunstlehrerin Catherine Schill: Sie wollte ihre Leidenschaft, die Kunst, nicht ganz aus ihrem Leben ausschließen, aber trotzdem eine gewisse Sicherheit haben und von ihrem Beruf leben können. Deshalb habe sie erst einmal eine Kunsttherapieausbildung gemacht und dann auf Lehramt umgesattelt.
Dauer Die Arbeiten der Kunstlehrer bleiben bis Ende Juli im Lehrergang der Schule ausgestellt.
(Hannah Dietrich; Augsburger Allgemeine Zeitung, 18.06.2016; http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg-land/Jetzt-werden-die-Werke-der-Lehrer-beurteilt-id38151422.html)