Am 50. Geburtstag der Neusässer Schule kommen jede Menge Gratulanten. Die Schüler singen, musizieren und spielen Theater. Dabei stellen sie auch nachdenkliche Fragen.
„Das Justus“ hat 50. Geburtstag gefeiert. Viele Gäste sind zum Fest des Neusässer Gymnasiums gekommen und haben gratuliert.
Für beste Stimmung sorgte ein Lehrer-Schüler-Eltern-Trio mit einem flotten Sketch darüber, wie sich das Schulleben in den letzten Jahren verändert hat. Untermalt wurde das gespielte Wortgefecht mit Bildern von heute und früher. Peter Dempf (Lehrer), Frank Rindle (Mitglied im Elternbeirat) und Anna Gerstlauer (Schülervertreterin) beschrieben anschaulich, dass der moderne Unterricht ein wenig anders aussieht als in den Gründungsjahren der Schule. Sitzkissen statt Schulbänken oder Laptop statt Schiefertafel – das sind nur zwei Beispiele. Es gab auch die eine oder andere Spitze der Schülerin, die das „Bulimie-Lernen“ bedauerte und darüber witzelte, dass es heutzutage mehr Brandschutztüren als Tafeln im Schulhaus gebe.
Nachdenklicher war das Thema bei der Einlage der Oberstufen-Theatergruppe mit dem Namen Wahn&Sinn. Sie nimmt in ihrem neuen Stück „Genesis 2.0“, das nächste Woche aufgeführt wird, die Optimierung des Menschen ins Visier. Beim Festakt gaben die Schüler eine kurze Kostprobe. Das Stück, das von den 36 Schülern der Oberstufe unter der Leitung von Heike Mössinger selbst geschrieben worden ist, spricht sowohl heutige Erziehungsmethoden als auch das Streben nach Leistung und Erfolg an. Die Jugendlichen stellen Fragen wie: Wo komme ich her? Wie viel Freiheit hat der Einzelne?
Andere Schüler zeigten, dass an dem Gymnasium auch die musikalische Seite gefördert wird. Unter Leitung von Veronika Wersin traten sowohl der Große Chor als auch der Kammerchor auf. Auch die Jazzband und das Kammerorchester spielten. Alle diese Gruppen gestalteten am späteren Abend dann noch ein Festkonzert.
Schulleiter Stefan Düll bedankte sich für die Mitarbeit des Kollegiums am Programm im Jubiläumsjahr, vor allem bei Angela Nüsseler, die die Fäden in ihrer Hand hat. Der Direktor wies darauf hin, dass das Gymnasium eine ausgeprägte naturwissenschaftliche Ader habe. Die erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben wie „Jugend forscht“ in vielen Jahren zeige dies. Der zweite Schwerpunkt sei der sprachliche. Beim Wettbewerb „Jugend debattiert“ seien Neusässer Schüler schon öfters erfolgreich gewesen. Das Gymnasium habe sich auch als Ausbildungsschule für Referendare einen Namen gemacht.
Das „Justus“, als ältestes Gymnasium im Landkreis, habe sich in all den Jahren einen ausgezeichneten Ruf erworben, bestätigte Landrat Martin Sailer. „Viele Generationen wurden hier auf ihren Lebensweg vorbereitet.“ Er nannte auch einige bekannte Absolventen wie Kurt Gribl, Kabarettist Karsten Kaie und Prof. Thomas Müller, der an der Uni Düsseldorf in der organischen Chemie forscht. Das Gymnasium gehe in der Pädagogik mit der Zeit. Dies zeigt sich laut Sailer an modernen Fachräumen, den Lernlandschaften und den Ganztagsklassen.
Am Justus-von-Liebig-Gymnasium stehe der Mensch im Vordergrund, sagte Bürgermeister Richard Greiner. Die gute Zusammenarbeit mit der Stadt zeige sich an einem Wandbild der Schüler im Titania, dem Schüleraustausch mit Cusset in Frankreich und an einem geplanten gemeinsamen Projekt im neuen Haus der Musik.
Walter Gremm, zuständig am bayerischen Kultusministerium für die Gymnasien, betonte, dass das Neusässer Gymnasium als Seminarschule „überall geschätzt“ werde. Der Namenspatron Justus von Liebig werde hier sehr ernst genommen. So habe das Gymnasium beispielsweise 2007 das Gymnasium den Titel „Forscherschule“ in Bayern erhalten. Der Einsatz der Lehrer gehe über das Normale hinaus, lobte Gremm. Er fand dafür ein Bild: „Die pädagogische Arbeit lässt sich hier nicht auf dem Sofa nieder und schnauft nur durch.“