Gesellschaftskritisches Stück „Genesis 2.0“ am Gymnasium in Neusäß
Einblick in die radikalen Erziehungsmethoden einer Firma gewährt derzeit die Theatergruppe Wahn&Sinn des Justus-von-Liebig-Gymnasiums mit ihrem selbst geschriebenen Theaterstück „Genesis 2.0“ unter der Leitung von Lehrerin Heike Mössinger. Hier werden Kinder und Jugendliche, die die hohen Anforderungen der Firma nicht erfüllen können, gnadenlos aussortiert. Thematisiert wird die Optimierung des Menschen durch die Firma Genesis Corporation, die bereits vor der Geburt eines Kindes dessen „Lebensplan“ beeinflussen kann. Adam, die Hauptfigur (Tim Olbrich), wird von seinen Helicopter-Eltern in den Kindergarten, später auf das Gymnasium von Genesis Corporation geschickt. Dort setzen ihm ständige Leistungskontrollen und der fehlende Platz für Individualität stark zu. Adam kritisiert: „Nehmt ihr uns unsere Individualität, nehmt ihr uns alles, was uns zum Menschen macht.“
2015 Juli Oberstufentheatergruppe präsentiert ‚Genesis 2.0 – der perfekte Mensch‘: Der einzelne verliert seine Individualität.
Das Versprechen der Firma gegenüber Adams Eltern, „eine Persönlichkeit auszubilden, von der die Gesellschaft profitiert“, führt dazu, dass die Persönlichkeit des Einzelnen verschwindet: Adam entdeckt immer mehr Ähnlichkeiten unter seinen Mitschülern, keiner kann mehr Gefühle zeigen.
Die Aufführung war ein großer Erfolg – Heike Mössinger sprang freudig auf die Bühne, um mit den Darstellern den kräftigen Applaus entgegenzunehmen. Sie empfand die Aufführung als noch intensiver als bei der Premiere. „Die Lust am Spielen war sehr deutlich spürbar.“ Tim Olbrich, der die Hauptfigur Adam spielt, sagte: „Es war super und hat eine Menge Spaß gemacht.“
Claudia Kalmbach, Mutter von Darstellerin Leoni Kalmbach, sagte: „Es war super. Für Laien war es eine absolut überzeugende Darbietung.“ Und Leoni fügt hinzu: „Und das, obwohl wir heute viel aufgeregter als gestern waren, schließlich sahen unsere Eltern zu.“
2015 Juli Oberstufentheatergruppe präsentiert ‚Genesis 2.0 – der perfekte Mensch‘: Die Gensis Coporation erschafft Menschenklone.
Schulsprecher Konstantin Adrianowytsch beschreibt das Stück als sehr gesellschaftskritisch, auch das G8 werde kritisiert. Dort stünden die Schüler meist so unter Druck, dass sie die Anforderungen nicht erfüllen können. Er fragt: „Ist das alles noch menschlich, was uns Schülern heutzutage zugemutet wird?“
Die Theatergruppe führt das Stück „Genesis 2.0“ noch einmal am Montag, 6. Juli, und am Dienstag, 7. Juli, jeweils um 19.30 Uhr auf. Der Eintritt kostet fünf Euro.
(Fotos Marcus Merk; Text Stefanie Bertok; Augsburger Allgemeine Zeitung: http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg-land/Perfekt-funktionieren-ohne-Gefuehle-id34657767.html)