USA Austausch: Unsere Schüler berichten

Nach einer tollen Austauschfahrt unser Reisebericht:

Am Mittwoch, den 11. März 2015 machten wir, 20 Schülerinnen und Schüler des Justus-von-Liebig-Gymnasiums Neusäß mit unseren beiden Organisatoren, Frau Freislederer-Wester und Herrn Brütting, uns auf, die Neue Welt zu erkunden.

OLYMPUS DIGITAL CAMERANach einem schier endlos wirkenden 11-Stunden-Flug landeten wir am Abend wohlbehalten in Charlotte, North Carolina, von wo wir von zwei unserer Gasteltern und den amerikanischen Lehrern, Frau Worthington und Frau Hood, mit zwei Vans abgeholt und nach Greensboro gebracht wurden. Dort empfingen uns unsere amerikanischen Gasteltern und Partner mit Willkommensplakaten und einem kleinen Imbiss, bevor wir mit ihnen nach Hause fuhren.

Der nächste Tag begann mit einem Homeroom an der Northwest Guilford High School und der Un­terweisung in die Gepflogenheiten des amerikanischen „Schoollife“, z. B. der Pledge of the Allegiance und der Assembly in Form von Announcements.

Am Freitag starteten wir unsere erste Exkursion. Sie führte uns zu Crispy Kreme, einem der großen Donuts-Hersteller, nach Salem NC. Dort wurden wir in die Kunst und die Geheimnisse der Donut-Her­stellung eingeweiht und hatten großen Spaß beim Verzieren, Befüllen und Verspeisen der Teigkrin­gel. Ein Wunder, dass niemand eine Magenverstimmung bekam. Am Ende durften wir noch nach Herzenslust Donuts einpacken, so viele, dass wir unsere Klassen in der Schule damit versorgen konn­ten. Den persönlichen Rekord von 17 verspeisten Donuts aus dem Jahr 2012 konnten wir allerdings nicht brechen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERANach einem Wochenende in unseren Gastgeberfamilien mit den unterschiedlichsten Aktivitäten – z.B.  kleinen Reisen in der Gegend des Triad oder der Teilnahme am Reenactment der letzten Schlacht des Civil War – war am Montag weiterer Schulbesuch in der Northwest Guilford High School angesagt. Wir hatten die Möglichkeit, den US-Schulalltag kennenzulernen, der sich vom deutschen doch wesentlich unterscheidet. So suchen die Schüler z.B. die Lehrer in deren festen Klassenzimmern auf, die dementsprechend vielfältiger ausgestaltet sind als unsere. Außerdem sind die Stundenpläne jeden Tag dieselben und der Unterricht geht jeweils von 8.45 Uhr bis 15.40 mit 30 Minuten Mittags­pause.

Am Abend fand im Triad Park dann die Welcome Party auf dem Carolina Field of Honour, einem Eh­renmal für alle Teilnehmer an Kriegen mit US-Beteiligungen statt. Dabei ehrten wir auch Frau Gisela Hood, die den GAPP-Austausch zum 20. Mal organisiert hat. Unsere Gastgeber verwöhnten uns mit einem üppigen Buffet und auch der Fernsehsender Channel 14 war zugegen. Nach einer ausführli­chen Erklärung des Mahnmals durch Daniel Hood, dessen Firma für die Konstruktion verantwortlich zeichnet, und einem Quiz für uns und unsere amerikanischen Partner über alle Kriege mit US-Beteili­gung ging dieser Tag mit einem fantastischen Sonnenuntergang zu Ende.

Den Dienstag verbrachten wir in der Schule, u.a. mit einem ausführlichen Homeroom, wo jeder seine ersten Eindrücke mitteilen konnte und eine intensive Vorbereitung der nächsten Tage stattfand. Tags darauf folgten wir einer Einladung der UNCG (Universitiy of North Carolina Greensboro)zum German Day, bei dem vom German Department der Universität vielfältige Veranstaltungen angeboten wur­den, u.a. ein Gesangswettbewerb für Deutsch-Studenten. Außerdem erhielten wir eine vorzügliche Führung durch den Campus.

Am Donnerstag fuhren wir nach kurzem Schulbesuch nach Old Salem, einer sehr frühen Ansiedlung der Moravians, und konnten dort die alten Bauten, Handwerke, Schule, Kirchen bewundern, beim Bäcker traditionelle Backwaren einkaufen und erfahren, wie man Gewehre herstellt. Leider trübte unangenehmer Nieselregen diese Unternehmung.  Nach einem weiteren Schultag am Freitag mit Homeroom und Unterricht folgte das zweite Wochenende mit den Familien, die sich wieder außer­ordentlich gastfreundlich und großzügig zeigten. Die Aktivitäten reichten vom New York-Trip bis hin zum Bibelwochenende und lösten bei unseren Schülern allgemeine Begeisterung aus.

Am Montag fuhren wir zum International Civil Rights Center and Museum in Greensboro. Es erinnert an die Bürgerrechtsbewegung, die hier im Woolworth-Gebäude mit dem Sit Ins der sogenannten Greensboro Four ihren Ausgang nahm. Wir hatten Gelegenheit, mit dem Kongresskandidaten Bruce Davis zu sprechen und wurden in einer beeindruckenden Führung mit der Geschichte der Bürger­rechtsbewegung in den USA vertraut gemacht. Nach einer kurzen Mittagspause mit den berühmtes­ten Hot Dogs von Greensboro und einem kleinen Eis (entspricht etwa zehn unserer Eiskugeln) be­suchten wir die Lindley Elementary School, wo wir von den kleinen Schülerinnen und Schülern so intensiv über uns und Deutschland befragt wurden, dass wir gar nicht dazu kamen unsere vorbereite­tes Programm zu präsentieren. Es war dies ein äußerst unterhaltsames Erlebnis, das allen riesigen Spaß gemacht hat. Anschließend ging’s zurück zum Unterricht in die North West Guilford High School.

Am Dienstag führten wir unseren amerikanischen Mitschülern unsere Präsentationen über spezifisch deutsche Themen – von Berlin über deutsche Musik bis Oktoberfest und „Gemutlichkeit“ reichte die Bandbreite – in deutscher und englischer Sprache vor und beantworteten die Fragen der amerikani­schen Schüler in den Deutschklassen, die Frau Worthington leitet.

Unberücksichtigt in diesem Bericht bleiben die vielfältigen privaten abendlichen Unternehmungen mit den amerikanischen Freunden, vom Bowling bis Paintball-Schießen, Tennis und Tanzvergnügun­gen.

Nach zwei Wochen war es Zeit Abschied zu nehmen, was mit einer unterhaltsamen Going Away Party, bei der wir mit lustigen interkulturellen Sketchen über das unterschiedliche (Schul-)Leben in Deutschland und den USA und mit launigen Dankesliedern glänzten, und am Folgetag mit einem trä­nenreichen Bye Bye am Bus geschah.

Die letzte Woche unseres USA-Aufenthalts führte uns auf einer Busreise über die Outer Banks nach Washington. Nach einem kurzen Insel-Hopping, während dessen wir Lighthouses, das Gebrüder Wright-Memorial und Jamestown, die erste bleibende Ansiedlung von Europäern in den späteren Vereinigten Staaten, besichtigten, aber auch frühmorgens am Strand spazieren gingen und bei stür­mischem Wetter und aufgewühlter See den Sonnenaufgang erlebten, erreichten wir Mount Vernon, das Wohnhaus George Washingtons am Potomac River. Mit einer Rundfahrt durch das nächtliche Washington endete dieser Tag. Die folgenden verbrachten wir mit einem umfangreichen, aber auch unterhaltsamen Besichtigungsmarathon durch die Hauptstadt der USA. Auf dem Programm standen das Weiße Haus, die Mall, die Präsidenten- und Kriegsmemorials einschließlich des Arlington Cemetery, wo wir der Wachablösung beiwohnen konnten, das Capitol – House of Representatives und Senate – die National Archives, das Air and Space – und diverse andere Museen. Der Senator von North Carolina, Richard Burr, ermöglichte uns durch seinen perfekt Deutsch sprechenden Assistenten Michael McCord und dessen Kollegen eine ausführliche, sehr informative und kurzweilige Führung durch das Capitol.

Der Rückweg führte uns wieder über die Mall. Zwar war gerade die Zeit des Cherry Blossom Festivals, aber leider hielten sich die Kirschbäume nicht an den Termin und dachten noch nicht daran zu blü­hen. Ein besonderer Höhepunkt aber war der überwältigende Ausblick von der Spitze des Washing­ton Monuments über die Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Besonderer Dank gilt hier Felix, Niclas, Johannes und Herrn Brütting, die sich um 6.45 Uhr aufmachten und bis 9 Uhr anstellten, um 22 Ein­trittskarten zu ergattern. Bei all diesen Unternehmungen fielen uns zwei amerikanische Besonderhei­ten auf: erstens das große Interesse an der eigenen Historie und zweitens die unheimliche Geduld beim Queuing, beim Sich-in-der Schlange-Anstellen, zwei Stunden vor den National Archives oder dem Washington Monument – nichts Ungewöhnliches. Bemerkenswert ist auch, dass der Eintritt überall frei ist. Neben dem üppigen Besichtigungsprogramm blieb uns aber auch noch genügend Zeit für individuelle Unternehmungen, zum Shoppen, Essen gehen, in der Sonne sitzen und Washington erleben. Mit der U-Bahn ging’s schließlich noch zu einem abendlichen Besuch nach Georgetown, ei­nem sehr europäisch wirkenden Teil Washingtons. Am letzten Tag, an dem wir noch ein paar Stunden Washington auf eigene Faust erkunden, weitere Museen besuchen und letzte Einkäufe tätigen konn­ten, machten wir uns gegen Abend auf zum Dulles International Airport, um nach Deutschland zu­rückzufliegen, wo wir am Donnerstagmittag bei strömendem Regen landeten.

Der USA-Austausch war für uns ein wahrer Eye Opener, er hat uns einen Einblick in das Leben in den Vereinigten Staaten, in die Mentalität ihrer Bewohner, die Sitten und Gebräuche gegeben, hat uns unschätzbare Erfahrungen gebracht und  nicht zuletzt haben wir viele Freunde gewonnen, mit denen wir ständig in Kontakt bleiben wollen und auf deren Gegenbesuch – hoffentlich kommt er zustande – wir uns freuen.

Unser Dank gilt unseren Betreuern in den USA, Frau Hood und Frau Worthington, der Northwest Guilford High School und ihrem Direktor Mr. Kitley, Lehrern und Schülern, die uns aufgenommen und betreut haben, ganz besonders unseren Gasteltern, die sich rührend um uns gekümmert haben, un­seren Begleitlehrern Frau Freislederer-Wester und Herrn Brütting für die souveräne Planung und Durchführung des Austausches, und nicht zuletzt unseren Eltern, die uns diese wundervolle Erfah­rung ermöglicht haben.

Die Amerika-Fahrer