Das vergangene Wochenende wurde erschüttert von zwei Anschlägen auf Freiheit und Demokratie.
In Nizza zerstörte ein feiger abscheulicher Mordanschlag das Leben mehrerer hundert Menschen. Über 80 von ihnen wurden getötet, und Ihre Familien, Verwandte und Freunde leiden unter ihrem plötzlichen unerwarteten Tod. Über 200 Menschen wurden zum Teil schwerstverletzt; ihre Angehörigen und Freunde leiden mit ihnen. Wir fühlen mit ihnen allen und empfinden Furcht vor dem Schrecken, den solche Taten auslösen. Die Frage steht im Raum: Wann und wo schlagen die Terroristen erneut zu?
In der Türkei misslang ein Militärputsch gegen die legitime politische Ordnung. Der Anschlag auf die Verfassung wurde vereitelt; auch hier starben hunderte Menschen und wurden weit über 1000 verletzt. Die innere Bedrohung der Türkei ist aber noch nicht gebannt. Das Land erlebt Krieg und Terror an seinen Außengrenzen und innerhalb derselben. Wird die Türkei der Bedrohung von Freiheit und Demokratie widerstehen? Wird sie im Kampf gegen Putschisten und Terroristen die demokratischen Grundrechte und den Rechtsstaat erhalten?
Wir mögen den Terror fürchten, aber wir beugen uns ihm nicht.
Wir leben weiterhin all das, was unsere Gesellschaft, unser Leben ausmacht.
Wir leben …
… unsere Werte, Nächstenliebe und Freiheitsliebe, und
die Achtung vor der Würde des Menschen – jeden Tag aufs Neue.
… unser gewohntes Alltagsleben trotz der vermeintlichen Gefahr.
Dabei sind wir uns auch bewusst, dass das Risiko äußerst gering ist, selbst einem Anschlag zum Opfer zu fallen, geringer als bei einem tödlichen Verkehrsunfall getötet zu werden.
Wir mögen den Terror fürchten, aber wir beugen uns ihm nicht.
Wir alle machen uns Gedanken: Wie sollen wir künftig mit solchen erschütternden Nachrichten umgehen?
Wir dürfen …
… nicht in Furcht erstarren.
… nicht abstumpfen.
… keine Rachegedanken hegen.
Andernfalls hätte uns der Terror besiegt. Wir werden unsere Werte nicht aufgeben. Wir werden aber auch nicht in den Klassen jede Woche der Opfer neuer Anschläge im Irak, in Pakistan, in der Türkei, in Indonesien, in Ägypten, in Nigeria, im Südsudan, in Frankreich, in Belgien, in den USA, … gedenken. Eine bloße Ritualisierung würde den Opfern nicht gerecht und unser Mitgefühl verkümmern lassen. Zudem würde es das Feuer, sich nicht beugen zu wollen, zum Erlöschen bringen.
Wir mögen den Terror fürchten, aber wir beugen uns ihm nicht.
Der 14. Juli, der Tag des Anschlags von Nizza, ist französischer Nationalfeiertag. Der Sturm auf die Bastille 1789 an diesem Datum symbolisiert den Aufstand gegen die Unterdrückung durch die absolutistische Willkürherrschaft. Er steht als ein Ereignis der Französischen Revolution auch für das moderne Europa. Der Anschlag von Nizza war ein Anschlag auf die Ideale dieses Europas, auf Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, auf die Ideale der Aufklärung, Ideale, die ohne die Bergpredigt nicht denkbar gewesen wären. Der 14. Juli ist durch den Anschlag von Nizza umso mehr ein gesamteuropäisches Datum. Widerstehen wir der Willkürherrschaft des Terrors in Deutschland, in Europa, in der Welt.